Mit Ende des etwas schwierigen Börsenmonats Mai sind nun alle Unternehmensergebnisse des zurückliegenden Quartals bekannt und nach einigen richtungslosen Wochen konnte der DAX zwischenzeitlich sogar mit rund 15.680 Punkten ein neues Hoch erklimmen.
Zweifelsohne befinden sich die Bewertungen an den Aktienmärkten zwischenzeitlich in luftigen Höhen. Gemessen an den Maßstäben der Vergangenheit sind die Bewertungskennzahlen vieler Unternehmen somit alles andere als preiswert. Trotz dieser hohen Niveaus ist dem Verfasser jedoch (noch) keinesfalls schwindelig. Der Grund hierfür ist der gegenwärtige Marktzins. So darf ein Unternehmen aufgrund der aktuell niedrigen Zinsen deutlich höhere Bewertungen erreichen, ohne als überteuert zu gelten. Entscheidend hierbei ist jedoch, wie stabil sich auch in Zukunft die Unternehmensgewinne entwickeln. Zudem sollte hierbei stets die Ertragsperspektive konkurrierender Anlageformen berücksichtigt werden. So liegt, bezogen auf das aktuelle Kursniveau, die durchschnittliche Gewinnrendite aller DAX-Unternehmen aktuell immerhin noch bei ca. 6,5 Prozent. Davon werden ca. 2,5 Prozent in Form von Dividenden direkt an die Aktionäre ausgezahlt. Vergleichen Sie selbst mit Ihnen bekannten alternativen Geldanlagen!
Derzeit befinden sich die Aktienmärkte in einem Prozess, in dem Übertreibungen abgebaut werden. Dies gilt insbesondere für die zuvor gehypten Technologieunternehmen. Hier haben sich die Kurse reduziert, während im Gegenzug die sogenannten Value-Werte stärker favorisiert werden. Positiv unterlegt wird diese Entwicklung von nahezu durchweg sehr guten und über den Erwartungen liegenden Unternehmensergebnissen und den andauernden Fortschritten bei der Wiederöffnung weiterer pandemiegebeutelter Wirtschaftsbereiche. Nebenbei bemerkt hat Deutschland hierbei besonderen Nachholbedarf. So waren beispielsweise Restaurantbesuche in anderen Ländern bei ähnlichem Infektionsgeschehen bereits seit langer Zeit möglich, ebenso Besuche von örtlich ansässigen Einzelhandelsgeschäften.
Zur guten Börsenstimmung kommt jedoch als Wermutstropfen ein weiterer Aspekt hinzu, der in den letzten Jahren kaum eine Rolle spielte – die Inflation.
Die Teuerung zeigte kürzlich einen starken Anstieg und löste bei vielen Marktteilnehmern Angst vor Zinssteigerungen aus. Zukünftig viel höhere Zinsen wären nämlich Gift für den Aktienmarkt.
Wir sehen in den derzeit höheren Inflationszahlen aufgrund der gestörten Lieferketten und der derzeitigen Lagerauffüllungen vieler Unternehmen lediglich einen pandemiebedingten Nachholeffekt. Hinzu kommt im Zuge einer Wiederöffnung der Wirtschaft eine höhere Konsumnachfrage.
Zwar halten wir höhere Inflationsraten auch in den nächsten Jahren für wahrscheinlich (alleine die billionenschweren Konjunkturprogramme dürften eine entsprechende Wirkung haben), jedoch rechnen wir nicht mit nennenswerten Zinsanhebungen der Notenbanken.
Bereits heute lassen diese, ausgehend vom niedrigen Inflationsniveau der Vergangenheit durchblicken, künftig höhere Teuerungsraten ohne Zinsanhebungen aufgrund eine Durchschnittsbetrachtung zu akzeptieren.
Das niedrige Zinsniveau ist in Kombination mit etwas höherer Inflation ein Geschenk für die hochverschuldeten Staaten und geldruckenden Zentralbanken. Auf diese Weise werden durch den negativen Realzins die zuvor geschaffenen Geldberge und somit auch die Schulden entwertet. Eine Win-Win-Situation für Staaten und Zentralbanken.
Solange also das Zinsniveau weiterhin (auch bei moderaten Anstiegen) niedrig bleibt und sich die wirtschaftliche Entwicklung (unterstützt durch die aufgelegten Konjunkturprogramme) stabil zeigt, sind weiter steigende Börsenkurse wahrscheinlich. Der Mangel an inflationsausgleichenden Zinsalternativen sorgt weiterhin für eine anhaltend hohe Nachfrage nach Sach- und Substanzinvestments.
Kurszielprognosen sind zwar populär und in vielen Fällen handwerklich gut gemacht, jedoch kümmert das die Zukunft eher wenig. Zu viele Einflussfaktoren sind insbesondere auf kurze Sicht kaum vorhersehbar. Vielmehr geht es darum, langfristige Trends, etwa die Wertschöpfung und Wertsteigerung der Unternehmen, unter Inkaufnahme von zwischenzeitlichen Schwankungen zu berücksichtigen.
Im Durchschnitt der letzten 50 Jahre erzielte der DAX einen jährlichen Wertzuwachs von 8 Prozent. In dieser Zeit gab es Krisen mit Jahresverlusten bis zu 43,9 Prozent (2002) und Jahresgewinnen bis zu 84,1 Prozent (1985). In diesem Zeitraum gab es deutlich mehr gute als schlechte Jahre und die Kurse erholten sich nach Crashs in der Folgezeit stark. So haben sich Kursrücksetzer stets als Kaufgelegenheiten erwiesen. Interessierte Leser können auf der Internetseite des Deutschen Aktieninstituts DAI mit dem „DAX-Renditedreieck“ die Entwicklungen im Einzelnen nachvollziehen.
Unterstellen wir nun eine reduzierte Renditeerwartung von jährlich 5 Prozent statt 8 Prozent, so könnte der DAX in bereits 5 bis 6 Jahren die 20.000er-Marke knacken.
Achten Sie auf die Zinsen, verehrte Leser! Solange diese bei moderater Inflation niedrig bleiben, spricht weiterhin vieles für Sach- und Substanzwerte, allem voran Aktien und Edelmetalle. Zwischenzeitliche Rücksetzer eröffnen im Rahmen einer soliden Vermögenstruktur selektive Investitionschancen. Hierbei ist die Auswahl von Qualität Trumpf. Sollten die Zinsen irgendwann in Zukunft deutlich ansteigen, ist es Zeit „goodbye“ zu sagen – doch dieser Punkt erscheint uns noch in weiterer Ferne.
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